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Veronika Mares

Managen von Erwartungshaltungen – oft versäumte Gelegenheiten?

Aktualisiert: 28. Sept. 2020

In meinem heutigen Blogbeitrag möchte ich ein paar Gedanken zu einem Thema teilen, dass ich für einen zentralen Bestandteil von sozialer Kompetenz halte: das Managen von Erwartungshaltungen.

Meiner persönlicher Erfahrung nach gehört das Managen von Erwartungshaltungen zu den Top 3 der täglichen Führungsarbeit (und so ganz nebenbei erscheint es mir geradezu anachronistisch, dass dieses Thema so wenig Beachtung findet).

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff Erwartungen?

Dem Wortsinn nach bedeutet Erwartungshaltung (englisch: expectation) eine durch bestimmte Erwartungen geprägte Haltung. Unter den Wissenschaften beschäftigt sich vor allem die Soziologie mit Erwartungen, weil sie die Basis für jede Form von Beziehungen zwischen Menschen, sei es beruflich oder privat, darstellen. Die Erfüllung der Erwartungshaltung ist letztlich das entscheidende Kriterium für die Zufriedenheit in jeglicher Beziehung.

Der Begriff Erwartung lässt sich aus zwei Perspektiven betrachten: Zum einen die Erwartung, die wir selbst haben und zum anderen die Erwartungen die Andere an uns haben.

Und darin steckt auch schon die größte Herausforderung, da der Abgleich der eigenen und fremden Erwartungshaltungen in erster Linie über Kommunikation erfolgt.

Menschen tendieren in ihrer Kommunikation oft dazu Dinge bewusst oder unbewusst auszusparen oder voraus zu setzen. Sie gehen davon aus, dass diese bekannt oder nicht relevant sind oder schon früher besprochen wurden.

Dadurch entsteht die Gefahr, dass wir auf Basis von Vermutungen oder nicht kommunizierten Fakten Entscheidungen treffen, die sich in unserem Verhalten ausdrücken. Das kann unter Umständen beim Gegenüber zu Unverständnis oder zu Enttäuschungen führen, weil er/sie keinen Zusammenhang zwischen nicht kommunizierten Erwartungshaltungen und Verhalten herstellen kann.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch die Sprache, beziehungsweise deren breites Spektrum an Interpretationsspielräumen. Menschen können ganz unterschiedliches Verständnis von Worten und Begriffen haben ( z.B. Erfolg, Motivation,..).

Aus der Psychologie und aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaft wissen wir, dass die Interpretation stark abhängig von dem einzelnen gesellschaftlichen Umfeld, der Erfahrungen, der Bildung und dem davon gebildeten persönlichen Skript abhängig ist.


Die Doppelmühle nicht abgeklärter Erwartungshaltungen gepaart mit unterschiedlichem Sprachverständnis ist eine dynamitgeladene Falle für Missverständnisse.

Diese Herausforderung gilt es im beruflichen wie im privaten Bereich zu meistern.

Das Managen von Erwartungshaltungen ist insbesondere bei der Führung von Mitarbeiter*innen eine komplexe Herausforderung. Es gilt durchaus konträre Erwartungshaltungen im Spannungsfeld von hierarchischen Abhängigkeiten, Erfolgsdruck und persönlichen Vorstellungen (z.B. Karriere) zu erfüllen.

Gleiches gilt im privaten Bereich. Latente Krisen in Beziehungen entstehen oft durch unausgesprochene oder nicht klar artikulierte Erwartungen. Erwartungshaltungen lassen sich aber nicht unter den Teppich kehren und bergen eine Menge Zündstoff, die jede Beziehung an ihr Limit bringen kann.

Wie kann dieses Dilemma aufgelöst werden? Schritt 1 ist wie immer die Selbsterkenntnis:

Wenn du willst, dass Erwartungen erfüllt werde, mach dir klar: Du selbst bist die-/derjenige, die/der dafür sorgen kann, dass Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche erfüllt werden. Übernimm selbst die Verantwortung, statt darauf zu warten, dass dein Gegenüber handelt. Akzeptiere dabei aber die Menschen wie sie sind – und nicht wie sie Deiner Vorstellung nach sein sollten.


Für das Managen von Erwartungshaltungen möchte ich euch ein paar einfache Grundregeln anbieten:

  • Versuche Erwartungen frühzeitig zu erkennen und sprich sie an!

  • Triff klare Vereinbarungen und stelle sicher, dass beide Seiten das gleiche Bild vom Ergebnis haben!

  • Halte Vereinbarungen ein!

  • Wenn du eine Vereinbarung nicht einhalten kannst, kommuniziere frühzeitig und biete Alternativen an!

Noch ein abschließender Gedanke:

Unterschiedliche Erwartungshaltungen, Prägungen und Kulturen bergen Konfliktpotential, das wir nicht immer auflösen können. Ein respektvoller Umgang damit, schützt aber vor persönlichen Enttäuschungen. Wie wir diesen respektvollen Umgang fördern können, könnt ihr in meinem nächsten Blogbeitrag über Ambiguitätstoleranz lesen - in diesem Sinne bleibt positiv!


Eure Veronika

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